Geschichte von Dreckente

 
Foto: Lutz Köhlmann (1994)

Wann wurde die Siedlung gegründet?

1780 baute der Gutsauszügler Johann Christoph Hempel eine Schenke, den heutigen Gasthof "Zum Schwarzen Adler", woraus ein neuer Ortsteil entstand. Der folgende Text stammt aus der Chronik von Heineccius (1785) und bedeutet die Ersterwähnung der neuen Siedlung:

"DRECKENTE (die), eine neu angebaute Schencke nebst einem Kolonistenhause, an der Kohlenstraße, von Löbejün nach Halle, dicht vor Sennewitz, wohin sie auch eingepfart ist, steht unter der Gerichtsbarkeit des Königlichen Amtes Giebichenstein, und muß von daher die Getränke nehmen."

Foto: S. Both (2007)

Woher kommt der Name?

Den Namen erhielt Dreckente nach einer nassen Straße. Die Stelle, wo die von Halle nach Köthen führende Straße eine sumpfige Senke querte, hieß Dreckende, weil sie – von Halle aus gesehen – das "dreckige Ende" des Weges bildete. Der Volksmund machte daraus schon in kurzer Zeit Dreckente – obwohl gerade die "Trockenlegung" der Fläche die Lebensbedingungen für Enten verschlechtert haben dürfte.

Bei Schultze-Gallèra rührt die sumpfige Senke vom Gutenberger Bach her – dies dürfte allerdings eine seiner vielen Ungenauigkeiten sein. Der Gutenberger Bach fließt nämlich einige hundert Meter nördlich vom "Schwarzen Adler" am ursprünglichen Siedlungsgebiet vorbei. Direkt gegenüber vom "Schwarzen Adler" verläuft allerdings auch heute noch ein jetzt namenloser Bach, der am Spielberg entspringt. Es ist sehr gut möglich, dass die "dreckige Senke", die über das "dreckige Ende" zur Dreckente führte, auf DIESEN Bach zurückgeht. Wenig wahrscheinlich, aber nicht undenkbar: Vielleicht verursachten beide Bäche gemeinsam die nasse Straße, dann würe die "sumpfige Senke" allerdings bemerkenswert groß gewesen.

Foto: R. Schönfeld (ca. 1990)

Was hat es mit dem Kolonistenhaus auf sich?

Oberhaupt aller Sennewitzer war 1713-1740 der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (*1688), der "Soldatenkönig". Er machte die Armee zum Maß aller Dinge, ihr kamen mehr als 80 % der Staatsausgaben zugute. Dies erforderte eine große Anzahl von Soldaten und eine effektive Wirtschaft. Der König rief Kolonisatoren ins Land und versprach ihnen für eine gewisse Zeit die Befreiung von verschiedenen Lasten. Ein Land so zu bevölkern, nennt man "peuplieren". Es war vor allem dazu gedacht, Steuergelder in die Staatskasse zu bringen. Sein Sohn, Friedrich der Große (* 1712), setzte diese Politik während seiner Herrschaft als König (1740-1786) fort, in diese Zeit fiel die Gründung von Dreckente. Das erwähnte Kolonistenhaus ist wohl das alte Lehmhaus gegenüber vom Gasthof gewesen, das in den 1990er Jahren einem Neubau wich. Neben diesem Kolonistenhaus gab es auch in Sennewitz, das damals noch keine gemeinsame Gemeinde mit Dreckente bildete, sechs Wohnungen von Kolonisten. Der Zuzug von Kolonisten führte in einem recht kurzen Zeitraum in allen Orten der hiesigen Gegend zu einem beachtlichen Bevölkerungszuwachs. Für Sennewitz ergibt sich eine um etwa 10 % größere Einwohnerzahl.

Wie entwickelt sich die Siedlung weiter?

Mit der Gründung der Ziegelei erhält die Siedlung den entscheidenden Impuls zu ihrer Ausdehnung. Es entstehen Wohn- und Geschäftshäuser, später wird die Siedlung nach Sennewitz eingemeindet. Heute ist kaum noch zu erkennen, dass Dreckente einst eine eigene Ortschaft war.

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Letzte Änderung: Dienstag, 9. Juni 2009, um 20:09:52
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